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BTR – Hauptgruppe

Genderdiskussion

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  • Autor
    Beiträge
    • #1012
      Anonym
      Inaktiv

      Als Hetero-Mann mit einer starken männlichen und gleichzeitig weiblichen Gefühlswelt mache ich mir viele Gedanken über Genderfragen und auch die Queer-Bewegung und gehe damit gerne offen in die Kommunikation. So starte ich hier ein neues Thema aus meiner Sicht und freue mich über eure Blickwinkel dazu:

      Ich sehe mich als „profeministischer“ bzw. „neuer Mann“, der Augenhöhe im Leben und im Bett mit einer Frau leben möchte. Allerdings gefällt mir das, was aus der Emanzipation geworden ist, ganz und gar nicht, da es Frauen nicht stärkt, Männer schwächt und statt dem Ruf nach Eigenverantwortung untaugliche Schutzmechanismen vorantreibt.

      Ich setze mich viel für die Geschlechterfreundschaft ein und möchte dem Geschlechterkampf endlich ein Ende setzen. Ist es da der richtige Weg, die Polarität aufzuheben und neben unendlich vielen Geschlechtern auf der einen Seite die Androgynität auf der anderen Seite zu propagieren?

      Oder sollten wir die männliche Seite bei Frauen stärken, ohne die weibliche abzuschwächen und die weibliche Seite bei Männern stärken, ohne immer gleich von „toxischer“ Männlichkeit zu reden, wenn ein Mann auch nur eine Spur von Impulsität und Eiern in der Hose hat?

      Ich denke, wir sollten bei der Geschlechterdisskussion mehr nach Innen und weniger nach Außen schauen, mehr: „Was möchte ich von meinem Gegenüber“ als „Was möchte ich darstellen“.

      Herzliche Grüße an euch alle, die ihr dieses Thema hier findet.
      Roland

    • #1014
      Helena
      Teilnehmer

      Meines Erachtens nach vermisschen sich hier einige Themenbereiche die der breiten Masse meist schwer fallen zu unterscheiden.

      1. Wer bin ich? Die Geschlechtsidentität.
      Also als welches Geschlecht fühle ich mich/ nehme ich mich war. Dabei Müssen wir zwischen biologischem und sozialem Geschlecht unterscheiden.

      2. Wen mag ich? Die Sexualität.
      Sprich welches Geschlecht finde ich anziehend? Mit wem kann ich mir sexuelle und oder intime Handlungen mit vorstellen?

      Bei der Geschlechterfrage geht es meines Erachtens nach nicht darum, was ich von meinem Gegenüber möchte, außer angenommen und akzeptiert zu werden, so wie es alle Minderheiten sich wohl wünschen.

      Ich denke es geht mehr darum einen Platz in der Gesellschaft zu finden und sich Normal fühlen zu dürfen. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sich so betittel zu dürfen wie und den oder die zu lieben, so wie er oder sie oder es es mag.

      Und ja, natürlich sind die Begrifflichkeit spärrig ud nerven manchmal. Aber wir reden hier immerhin über die Identität von Menschen und da kann ich nur absolut den Wunsch respektieren, dass ein Mensch richtig angeprochen werden möchte.
      Mich würde es glaube ich auch stören, wenn man mich nur „der Helena“ und „nicht Männlich“ betiteln würde weil es kein Wort für die Frauen gäbe. Meiner Meinung nach hat Sprache sehr viel Macht und daher verstehe ich den Wunsch, eigene Wörter für sich zu haben. Und ich denke, dass es für bspw. Intersexuelle Menschen ähnlich ist wie für Menschen die endlich eine Diagnose bekommen ider uns BDSMler der merken es gibt da ein Wort für mich und ICH BIN NORMAL!

      Auf Dauer würde ich mir natürlich wünschen für unsere Gesellschaft, dass die Sexualität und die Geschlechtsidentität vollkommen irrelevant wird, da wir einfach alle so akzeptieren wie sie sind. Ich würde aber auch realistisch einschätzen, dass wir an diesem Punkt noch lange nicht sind.

      Und ein letzter Punkt zu LGBTQI+- und Sprache: Sprche hilft uns auch zu kategorisieren, was meines Erachtens nach nichts direkt mit stereotypisieren zu tun hat und sehr wichtig für Menschen ist. Wenn wir uns in Kategorien setzen können wird unsere Welt für uns auf mentaler Ebene sichere und erfahrbarer. Es ist meiner Meinung nach sehr hilfreich wenn jemand vor mir steht und sagt er ist bspw. schwul da ich ihn dann primär erstmal GROB einschätzen kann. Das bietet aber auch eine grundlage für individuelle einzelgespräche 😉

      Ich würde mich daher auch freiwillig und gerne in die Kategorie weiblich, cis, hetero setzen, pronomen „sie“. 😀

      3. Abschließend noch zu dem dritten Thema: Männliche/weibliche Geschlechterwahrnehmung.
      Ich bin schon auch der Meinung, das wir in der Kindererziehung mehr Gleichheiten schaffen sollten. Sprich auch Jungen Emotionalität und Fürsorge bei zu bringen und auch den Mädchen zu zeigen, ihr dürft und sollt euch auch gerne durchsetzen.

      Warum Männer toxisch seien sollen, da sie eventuell impulsiv sind oder sich auch mal durchsetzen wollen ist mir schleierhaft? Aber vielleicht kannst du das ja nochmal erklären Roland?
      Aus psychologischer Sicht kann ich nur sagen das Frauen wie Männer beide Toxisch seien können und das, dass viel mehr mit der dunkelen Triade zusammen hängt. 😉
      Grüße gehen raus an alle Machiavellisten.

      Impulsivität macht einen nicht gleich gefährlich, es sei denn *Mann (wie auch Frau) ist impulsiv aggressiv und wird körperlich Übergriffig.

      Wenn du mit „Eiern in der Hose“ Durchsetzungvermögen meinst ist auch da nichts falsches dran es seidenn wor sprechen hier von Unterdrückung?

      Soviel dann von meiner Seite. 🙂

    • #1015
      Anonym
      Inaktiv

      Ich finde es aus meiner Sicht passender, wenn die biologische Geschlechteridentität grundsätzlich erst einmal außer Frage steht. Natürlich gibt es Menschen, die sich im falschen Körper fühlen. Die brauchen selbstverständlich alle Unterstützung, ggf. auch operativ. Allerdings sehe ich es als sehr fragwürdig an, wenn keine eindeutigen Geschlechteridentifikationen mehr angeboten werden und Kinder so bei der Selbstfindung keine Vorbilder mehr haben und noch mehr herumeiern.

      In der Sexualität sehe ich das völlig anders: Hier finde ich es gut, wenn jeder seine Sexualität so definiert, wie er fühlt. Ich finde es für mich passend, wenn ich sage: Ich bin ein ganzer Mann und dazu gehört eben auch meine weibliche Seite – im Leben wie in der Sexualität. Mit „Eiern in der Hose“ meine ich vor allem, zu sich selbst stehen.

      Für mich gehört da eben nicht dazu, meinen männlichen Körper zu verleugnen. Natürlich gibt es Menschen, die mit ihrem Körper nichts anfangen können. Nur sehe ich den Weg zuerst in der Stärkung der biologischen Geschlechterrolle und der gesunden Ausbildung männlicher und weiblicher Gefühle und erst dann in der Definition einer sozialen Geschlechterrolle.

      Ich habe es schon erlebt, dass Frauenrechtlerinnen meine Impulsivität in jegliche Richtung gleich als gefährlich und übergriffig bewerten, sei es eine klare Ansage oder eine unbequeme Aussage, sei es nur ein fester Handgriff oder ein Zustoßen bei Sex, nachdem sie mich verführt hat. Die wollen bisweilen ausschließlich meine weibliche Seite. Da fühle ich mich als Mann nicht gesehen.

      Solange Gender Mainstreaming nicht in einer politisch gewollten Geschlechtsumwandlung (Buch „Gender“ von Volker Zastrow aus 2006), in Androgynität oder Asexualität mündet, gehe ich den Weg mit. Babylonische Sprachverwirrung braucht es in meinen Augen dafür nicht.

      Das schönste wäre für mich wirklich, wenn jeder genau ausdrücken und sich wünschen kann, was er vom anderen möchte. Da fehlen mir echte Bestrebungen der Genderstudies, für einen echten Konsens zu sorgen. In der Sex-Broschüre des BFF kommen Konsens und Sexpraktiken nicht einmal ansatzweise vor. Der Teil „Was ist guter Sex?“ der Kampagne „Was geht bei Euch? – Beziehungen auf Augenhöhe“ ist einfach nur grottenpeinlich und verfehlt das Thema komplett, wogegen „Soll ein Paar über alles reden“ und „Wieviel Nähe brauchst Du?“ wirklich gut gemacht sind.

      Übergriffig und peinlich, wie auf dieser offiziellen Regierungsseite Front gegen Männer gemacht wird. Die genderisierte Gewaltdarstellung solcher Bewegungen finde ich einfach nur zum Kotzen, überholt, einem Rechtsstaat nicht angemessen, stark übergriffig und mindestens verfassungswidrig. Männlichkeit abschaffen kann nicht der Weg sein. Männlichkeit und Weiblichkeit bei Frauen und Männern stärken dagegen schon. Ich wünsche mir einfach eine gemeinsame Emanzipation anstelle der großen Identitätsverwirrung.

      Es geht darum, die gemeinsame Kommunikation und adäquate Berührungen zu lernen, nicht nur (aber natürlich auch und auch zuerst!) Abgrenzung. Kommunikation erlernt man nicht ohne Übung. Berührungsqualität auch nicht. Hier sehe ich die größte Baustelle der Genderdiskussion. Mit „Eiern in der Hose“ meine ich übrigens vor allem, zu sich selbst stehen – manchmal habe ich den Eindruck, das können zunehmend Frauen besser, als Männer …

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